Steffi von „Zarte Knoten“ hat sich in die Kunst des Makramees verliebt und kreiert nun atemberaubende Brautkleider und einzigartige Kleidungsstücke. Heute gibt sie uns einen persönlichen Einblick in ihre kreative Reise, die von einfachen Dekoartikeln zu maßgeschneiderten Modekreationen führte. Entdecke die Inspirationen, die Steffi antreiben, und die liebevollen Details, die jedes ihrer Makramee-Werke besonders machen. Erfahre, wie aus sorgfältig geknüpften Knoten exquisite Kleider entstehen, die jede Braut strahlen lassen.
Persönlicher Hintergrund und Inspiration: Was hat dich dazu inspiriert, mit Makramee zu beginnen, und wie bist du von Dekoartikeln zu Kleidungsstücken übergegangen?
GALLERIE:
Bei Pinterest habe ich mal ein Hängeregal gesehen, wo ein kleiner Makramee-Wandbehang integriert war. Da dachte ich sofort, das muss ich nicht kaufen, ich versuche es selbst zu machen und kann so auch Details ändern, zum Beispiel die Farbe vom Holz oder des Garns. Das Makramee-Handwerk ging mir ziemlich gut von der Hand und ich hatte wahnsinnig viel Spaß daran. Dann kamen auch gleich ein paar mehr Sachen, weil ich unbedingt knüpfen wollte. Es wurden immer größere Projekte bis hin zu einem schönen Türvorhang.
Irgendwann, auf der Suche nach neuen Inspirationen, sah ich ein Festival-Outfit von einer Dame aus Dubai. Ich war sofort Feuer und Flamme und schaute mir weitere Werke anderer Künstler an. Dann habe ich von einer Freundin eine Schneiderbüste bekommen und mich an meinem ersten Oberteil versucht. Seitdem war Makramee genau das, was ich machen möchte.
Designprozess: Kannst du uns mehr über deinen Designprozess erzählen? Wie entstehen die Ideen für deine Kleidungsstücke und wie lange dauert es in der Regel, ein Stück zu fertigen?
Die meisten Ideen entstehen frei in meinen Gedanken. Ansonsten inspirieren mich auch oft Gleichgesinnte, die auch Kleider zaubern. Mittlerweile habe ich aber meinen ganz eigenen Stil gefunden und diente auch selbst schon als „Muse“. Das hat mich schon ein bisschen stolz gemacht.
Wie lange es dauert, kommt ganz darauf an, wie viele Knoten ein Stück hat. Für das Brautkleid habe ich grob gerechnet 20 Stunden gebraucht. Da ich aber einen festen 38-Stunden-Job und Kinder habe, dauert es natürlich ein paar Tage bis Wochen, bis ich so ein schönes Kleid fertigstellen kann. Es gibt aber auch Sachen, die ich an einem Wochenende beenden kann.
Meistens lasse ich mich von Kundenwünschen leiten. Die mich oft vor Herausforderungen stellen. Aber daran wachse ich und lerne ständig Neues dazu und erhalte neue Ideen.
Ich habe da zwei sehr sehr gute Beispiele. Eine Kundin und Fotografin schickte mir mal eine Vorlage und sagte, dass sie damit gerne ein Medusa Shooting machen möchte und ob ich ihr dafür dieses Kleid machen könnte. Die Vorlage war ein weißes Kleid, sie wollte es aber gern in Schwarz, weil es passender war. Als ich anfing und ihr Fotos schickte, gefiel es ihr in Schwarz nicht so gut, da es durch den Kontrast der Farben ein ganz anderes Bild ergab. Nach viel Austausch miteinander sagte ich zu ihr, dass sie mir vertrauen soll und ich ihr etwas Schönes und Passendes zaubere. Ich hatte also folgende Informationen: schwarzes Garn, oben nicht so freizügig und offen, goldene Perlen, Medusa. Sie hat mir dann also freie Hand gelassen und ich habe tatsächlich mehr oder weniger einfach drauf los geknüpft. Als ich fertig war, war sie so begeistert und das hat mich unheimlich gefreut, dass ich ihre Erwartungen und Vorstellungen übertreffen konnte.
Bei dem Brautkleid habe ich mir eine Zeichnung angefertigt und nach meiner Vorlage angefangen. Manche Parts haben nicht ganz so wie in meiner Zeichnung gepasst, also habe ich es abändern müssen. Und dann habe ich auch wieder einfach, ohne meine Vorlage, weitergemacht. Dann hing es mal zwei Wochen ohne, dass ich daran gearbeitet habe. Da wusste ich nicht so richtig, wie es weitergehen soll und ich wollte nicht einfach irgendwas knüpfen. Es muss miteinander harmonieren, also habe ich gewartet und mir mein Kleid wieder und wieder nur angeschaut. Und dann war die Inspiration wieder da und ich habe es fertiggestellt. Es ist immer ein besonderes Gefühl, ein so bedeutendes Stück wie ein Brautkleid zu vollenden, das am Ende nicht nur technisch anspruchsvoll ist, sondern auch emotional viel bedeutet.
Materialien und Techniken: Welche Materialien verwendest du am liebsten und warum? Gibt es spezielle Knotentechniken, die du in deinen Designs bevorzugst?
Angefangen habe ich bei meinen Dekoartikeln mit einfach gedrehtem Garn. Das verwende ich heute gar nicht mehr. Für mich ergibt es kein sauberes Bild. Bei meinen Kleidern habe ich lange dreifach gezwirntes Garn benutzt. Das sieht sehr gut aus, nur die langen Enden, die ich durchziehe beim Knoten, drehen sich mit der Zeit so sehr zusammen, dass es irgendwann etwas mühsam wird. Nun arbeite ich überwiegend mit geflochtenem Garn, das eine Stärke von 3mm hat, und am liebsten mit Polyestergarn, da es einen so schönen Glanz hat.
Eine bestimmte Knüpftechnik habe ich nicht. Ich verwende alle Knüpftechniken, die es gibt, und wie es zu den jeweiligen Teilen passt. Ich habe nur dazugelernt, wie ich manche Parts eben nicht mehr mache. Zum Beispiel am Anfang, wenn ich die Fäden anbringe. Man kann sie einfach anhängen und weitermachen oder jeweils links und rechts noch einmal einen Knoten machen, und so ergibt es ein geordnetes Bild.
Einzigartigkeit der Kleidungsstücke: Was macht deine Makramee-Kleidungsstücke einzigartig im Vergleich zu anderen auf dem Markt erhältlichen Produkten?
Meine Makramee-Bekleidungsstücke sind einzigartig, da sie nicht nur handgefertigt sind, sondern auch eine besondere Fusion aus Handwerkskunst und globalen Einflüssen bieten. Diese Designs sind von der reichen kulturellen Vielfalt inspiriert, was meinen Stil von anderen hier auf dem Markt erhältlichen Produkten abhebt. Es gibt aktuell noch nicht viele solche Stücke hier in Deutschland.
Herausforderungen und Erfolge: Welche Herausforderungen sind dir bei der Herstellung von Makramee-Kleidung begegnet und welche Erfolge hast du bisher gefeiert?
Wenn ich zum Beispiel ein tailliertes Kleid fertige, kann ich nicht einfach weiter und weiter alle Fäden einarbeiten. Dann wird es nach unten hin immer weiter. Also musste ich eine Lösung finden, wie die Form der Taille zustande kommt. Das ist nicht einfach getan, indem man Fäden beim weiteren Knüpfen außen vor lässt. Man muss auch dafür sorgen, dass diese sich dann nicht lösen.
Ansonsten war es eine sehr große Herausforderung bei meinem schwarzen Brautkleid zum Beispiel, dass es ein Zweiteiler war, wo man den Rock an das Top zusammenfügen konnte, sodass es am Ende ein Kleid und kein Zweiteiler ist. Zum einen musste der Rand des Oberteils sauber verarbeitet werden. Dazu habe ich die Industrienähmaschine einer Freundin benutzt. Das war ein Kampf. Da das Garn geknotet sehr dick ist, hat die Maschine auch dementsprechend oft gestreikt. Aber am Ende hat alles geklappt. Und dann noch Haken und Ösen an Oberteil und Rock anbringen, sodass die Braut aus zwei Teilen eins machen konnte.
Zielgruppe und Anlässe: Für welche Zielgruppe und Anlässe sind deine Kleidungsstücke besonders geeignet? Hast du spezielle Designs für Hochzeiten oder andere besondere Events?
Im Vordergrund standen zuerst Festivals. Da gibt es so unglaublich viele Möglichkeiten, Designs zu erstellen. Ich habe aber festgestellt, dass es noch so unendlich viele Möglichkeiten gibt. Egal ob im Alltag, auf Hochzeiten, als Braut, für besondere Anlässe wie Mottopartys oder Fotoshootings. Die Liste ist lang und ich freue mich über jede Kundin und würde mich auch freuen, mal eine schwangere Frau mit einem tollen Kleid begeistern zu können. Oder ein süßes Baby oder Kind Shooting stelle ich mir super niedlich vor. Auch männliche Models wären sehr willkommen mit einer Weste zum Beispiel.
Zukunftspläne und Vision: Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Mein nächstes Ziel ist es tatsächlich, auf einer Hochzeitsmesse auszustellen. Diese Idee ist aber gerade erst mit meinem letzten Brautkleid entstanden und ich bin schon sehr auf diese Reise gespannt. Ansonsten wünsche ich mir weiter zu wachsen und mich selbst weiter zu entwickeln. Aber bei Bekleidung wird es auf jeden Fall bleiben.
Kundenspezifische Anfertigungen: Bietest du auch maßgeschneiderte Anfertigungen an? Wenn ja, wie läuft der Prozess für Kunden, die ein personalisiertes Kleidungsstück wünschen?
Ich biete ausschließlich Maßanfertigung an. Wenn eine Kundin sich etwas wünscht, brauche ich zuallererst ihre ungefähre Vorstellung und ihre Maße: Brustumfang, Taille, Hüfte und gewünschte Rocklänge. Wenn ein Schulter-Teil gewünscht wird, auch den Halsumfang und die Schulterbreite. Dann besprechen wir es und ich gebe oft noch Vorschläge, wenn sie sich in manchen Sachen noch unschlüssig ist. Tatsächlich scheine ich irgendwie ein Händchen zu haben und kann mich sehr gut in eine Kundin reinversetzen und bis jetzt hat es immer harmoniert und am Ende waren sie glücklich und begeistert. Das ist für mich tatsächlich ein ganz besonderer Teil meiner Arbeit. Wenn ich Fotos bekomme, wo sie mir zeigen, wie sehr es ihnen gefällt und dass es passt. Und erst dann, mit dem Wissen, dass es passt, ist ein Auftrag für mich abgeschlossen.
Kaufprozess und Verfügbarkeit: Wie können Interessenten deine Werke erwerben? Verkaufst du deine Kleidungsstücke online, in Geschäften oder auf Kunst- und Handwerksmärkten?
Aktuell kann man meine Sachen auf Etsy und Kleinanzeigen finden. Bei Etsy ist es so unglaublich schwer, sich durchzusetzen. Tatsächlich ist mein Shop da fast unsichtbar. Aber auch kein Wunder bei so vielen langjährigen Handwerkskünstlern. Ich bin ja noch sehr neu. Ansonsten freue ich mich aber auch über Anfragen bei Instagram.
Vermarktung und Präsenz: Planst du, deine Werke hauptsächlich über eine Webseite oder Social Media zu vermarkten? Welche Plattformen nutzt du für die Präsentation deiner Arbeit?
Ich nutze derzeit Instagram und TikTok. Eine Webseite ist für die Zukunft ebenfalls geplant.
@zarteknoten
Ratschläge für Makramee-Interessierte: Hast du Tipps oder Ratschläge für Menschen, die sich für Makramee interessieren und vielleicht selbst damit beginnen möchten?
GEDULD. Es wird nicht von heute auf morgen alles klappen. Viele Teile habe ich schon mitten bei der Arbeit aussortieren können. Ja, manchmal gehört eine gehörige Portion Frust dazu. Aber dann muss man Lösungen finden, Dinge ändern, Angewohnheiten ändern oder das Material. Kurze Pause einlegen und weitermachen. Niemals zu stolz sein, andere um Rat zu bitten. Es können sich ganz neue Möglichkeiten bieten, wenn man nur eine einfache Frage stellt.
Abschließende Worte: Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest? Vielleicht eine besondere Geschichte hinter einem deiner Designs oder eine Botschaft, die dir am Herzen liegt?
Ich habe endlich eine Sache gefunden, die mich mit so viel Freude und Leidenschaft erfüllt. Und das wünsche ich allen, die sich für eine besondere Sache begeistern können. Und freue mich auf noch so viele Zusammenarbeiten und Inspirationen. Jedes Mal, wirklich immer, stehe ich vor meinem fertigen Werk und bin so stolz und verliebt. Ein ganz besonderer Moment war für mich, als eine Kundin für ihr Brautkleid aus Zeitgründen extra zu mir gefahren ist, um ihr Kleid abzuholen. Sie hat es gleich bei mir anprobiert und ich konnte live dabei sein, wie wohl sie sich gefühlt hat und sich gefreut hat, dieses Unikat für ihren besonderen Tag zu haben.
Hochzeitsfotografen würden sich freuen, die Gelegenheit zu haben, eine Braut in einem so außergewöhnlichen und wunderschönen Makramee-Brautkleid zu fotografieren. Diese Aufnahmen sind nicht nur optisch ein Hingucker, sondern auch wertvolle Erinnerungen, die die Einzigartigkeit des Tages einfangen.